EDITORIAL
Voll vernetzt in den Herbst
Voll vernetzt in den Herbst Durch Kooperation und vernetztes Handeln mehr erreichen. Dieses Motto ist bekanntermaßen ein großes Leitmotiv der Castringius Stiftung. Im Oktober ermöglichen wir durch Kooperation mit unseren Partnern gleich zwei Veranstaltungen zum Thema "Mehrwerte stiften durch Vernetzung".
Mit dem SoNet präsentieren wir am 09. Oktober 2013 erstmalig das Konzept des "Sozialen Netzwerk München" interessierten Gästen aus allen Bereichen der Zivilgesellschaft. Denn das SoNet will die transsektorale Vernetzung in München fördern, also Akteure aus Wirtschaft, Öffentlicher Hand, Stiftungen sowie Mentoren, Netzwerke, Initiativen, Verbände und gemeinnützige Organisationen zusammenbringen. "Im SoNet entsteht kein neuer Geldtopf, sondern ein Ort, an dem Projekte und Förderer zusammenfinden, das Gemeinwohl bei unveränderten Rahmenbedingungen wachsen kann und wo Berührungsängste zwischen den verschiedenen Kulturen abgebaut werden", sagt Nikolaus Teixeira, der für das Konzept verantwortlich zeichnet. Das SoNet stellt keine Konkurrenz zu bestehenden Netzwerken dar, es will "verbinden und vereinfachen" und dabei auf modernsten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis, des Networkings sowie aus den Bereichen Finanzierung und Kommunikation aufbauen. Bei dem Arbeitstreffen soll das Konzept beleuchtet und an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Zudem wollen wir Multiplikatoren gewinnen und zur Mitarbeit anregen.
Vernetzung ist auch das große Thema unseres Kongresses Kinder.Stiften.Zukunft. München, den wir am 17. Oktober 2013 in Kooperation mit dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München, der Bertelsmann Stiftung und der HypoVereinsbank in München veranstalten. Inhaltlich steht das Thema Inklusion im Mittelpunkt. Nicht zuletzt seit der SAP-Konzern verkündete, Hunderte von Autisten einstellen zu wollen, fragen sich Menschen aus dem Kinder- und Jugendbereich: Wie können wir mit der Inklusion auch bei ganz jungen Menschen Erfolg haben? Und wie erreichen wir die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, die von sozialen, sprachlichen oder materiellen Einschränkungen betroffen sind? Unter dem Motto "Inklusion: Gleichberechtigt von Anfang an" bietet der Kongress Fachwissen und Vernetzung für Stiftungen, Non-Profit-Organisationen und Unternehmen, die mit dem Inklusionsgedanken Ernst machen wollen – in München und vor ihrer eigenen Haustür. Der bekannte und für sein soziales Engagement mehrfach ausgezeichnete TV-Moderator Wolfgang Kons führt durch ein gehaltvolles Programm mit Gastvorträgen, Workshops und Networking-Angeboten. Zum dritten Mal im HVB Forum diskutieren wir: Inklusives Engagement von Non-Profit-Organisationen, Stiftungen, Beiräten und Unternehmen für Kinder und Jugendliche – wirksam vernetzt!
Wir freuen uns auf das Wiedersehen mit Ihnen und wünschen eine anregende Lektüre.
Herzliche Grüße
Christa Castringius & Frank Enzmann
RÜCKBLICK: Was haben unsere Projekte bewirkt?
Dalí hebt Sprachgrenzen auf
Mit little ART auf den Spuren des Surrealisten – ein Rückblick
Wer diesen Sommer die Ausstellung "Dalí – Das Goldene Zeitalter" im Künstlerhaus besuchte, konnte Zeuge spannungsgeladener Begegnungen werden. Zweimal pro Tag scharten sich dort Trauben von aufgeregten Kindern um das berühmte "Raupenbild" von Dalí. Die Fachfrau an ihrer Seite: Elena Janker, Gründerin des Vereins little ART. Die Kunstpädagogin hat mit Unterstützung der Castringius Stiftung Kunst- und Theaterworkshops entwickelt, die Kindern das Werk des surrealistischen Künstlers näherbringen sollen. Kinderprogramm im Kunstmuseum – das ist nichts Ungewöhnliches. Aber Elena Janker gelang dabei wieder einmal, was sich viele Initiativen dieser Art wünschen: jungen Menschen eine Brücke ins Kunstschaffen und -erleben zu bauen, die ansonsten wenig Zugang zur Kulturwelt haben. "Die Kinder, die unsere Workshops besuchten, sprechen zum Großteil wenig Deutsch und gehen kaum aus sich heraus. Über einen Künstler wie Dalí können wir sie sehr gut dazu motivieren, sich auszudrücken", erklärt die little-ART-Gründerin. Die Kinder kamen dabei nicht nur ins Sprechen, sondern beteiligten sich mit Feuereifer und in surrealistischer Manier auch im Ausdruck: Nach der Führung durch die Dalí-Ausstellung ging es in die Werkstatt von little ART, wo Federn, Malfarben, Schnurrbärte und andere Theaterrequisiten auf die Workshop-Teilnehmer warteten. Einen Vormittag lang in Dalís Verkleidungen schlüpfen oder selber zu Pinsel und Zeichenfeder greifen – der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. "Dalís Elefant ist ein Dino-Elefant. Ich habe einen Malufanten gemalt, einen Elefanten mit bunten Schuppen und Flügeln", erklärt ein Mädchen stolz. Manche Gruppen entwickelten auch eigene Bücher – und hatten viel Spaß daran, das Medium 'Buch' neu zu erfinden. Ein Buch, das sich wie eine Tasche öffnen lässt oder auf einer meterlangen Rolle Platz hat? "Die Dalí-Ausstellung im Künstlerhaus drehte sich ja um das bibliophile Werk von Dalí", sagt Elena Janker, die sich bei der Konzeption der Workshops eng an Dalís künstlerischer Sichtweise und seinen Techniken orientierte. Auch in den Theaterworkshops ging es bewegt zu: Unter dem Motto "Aus Bildern werden Geschichten", "Drachen und andere Fabelwesen" oder "Das ist doch nicht normal" entwickelten die Kinder gemeinsam Ideen, die in Form von Improvisationen und kleinen, selbst verfassten Szenen auf der Bühne umgesetzt und am Ende eines jeden Workshops in einer kurzen Vorführung für Eltern und Freunde der teilnehmenden Kinder präsentiert wurden. Zweimal täglich veranstaltete little ART seine Workshops, darunter 33 Kunst- und fünf Theaterworkshops. Bewusst wurde die Anzahl der öffentlich erhältlichen Workshop-Plätze stark eingeschränkt, um möglichst vielen Kindern aus sozial benachteiligten Verhältnissen die kostenlose Teilnahme zu ermöglichen. Die Castringius Stiftung kam dabei für die Kosten der Workshops auf und unterstützte die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das Dalí-Kinderprogramm. Frank Enzmann, Vorstandsvorsitzender der Castringius Stiftung, besuchte selbst einen der Kunstworkshops und freut sich, dass die Veranstaltungen durchweg ausgebucht waren. "Wir haben die Dalí-Workshops von Elena Janker sehr früh zu unserem Leitprojekt erklärt, weil wir von der Qualität und der Niederschwelligkeit ihrer Arbeit uneingeschränkt überzeugt sind. little ART gelingt es, Kinder aus anderen Sprach- und Kulturräumen auf einzigartige Weise für unsere Sprache zu öffnen und zum Mitmachen zu motivieren."
www.little-art.org
Projekte der Castringius Stiftung
Clean Projekt Neuhausen
Das CPN ist eines der ersten Projekte, das die Castringius Stiftung zu Beginn ihrer Fördertätigkeit kennenlernte und seit 2010 fördert. Neben seiner ursprünglichen Aufgabe, der Drogenprävention, stand es schon damals vor der Herausforderung, die wachsende Zahl von Flüchtlings- und Asylantenkindern aus Neuhausen und Umgebung einzubinden. Die jungen Besucherinnen und Besucher kommen aus 28 verschiedenen Nationen und 90 Prozent von ihnen sprechen zu Hause neben Deutsch noch eine andere Sprache. Den 2007 eingeführten Mittagstisch nutzen mittlerweile pro Tag 50 Kinder und Jugendliche. "Neben der Verpflegung geht es auch um das Erlernen der Essgewohnheiten und sozialen Umgangsformen unserer Kultur", erklärt Vorstandsmitglied Christian Hrdina. Am Nachmittag bietet das CPN Lernhilfe für sozial schwächere Kinder und Jugendliche an, mittels derer Deutschkenntnisse gefördert und vor allem Schülerinnen und Schüler unterstützt werden sollen, die die Möglichkeiten einer Förderung durch das staatliche Bildungspaket nicht nutzen können.
Für die Castringius Stiftung ist das CPN ein vorbildliches Bildungs- und Integrationsprojekt, weil es das Münchner Bildungssystem an seinen Schwachstellen – einem noch sehr geringen Angebot an Ganztagsschulen oder der häufig schleppend verlaufenden Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund – zielgerichtet ergänzt und Synergien dabei intelligent genutzt werden. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass auch Kinder der Übergangsklassen aus der nahe gelegenen Grundschule am Winthirplatz zum Mittagessen kommen oder dass ältere Schüler aus der Lernhilfe vom CPN zu Behördengängen mitgehen, wenn Eltern einen Dolmetscher benötigen. Ein solch kluges, zukunftsweisendes Angebot ruft nach zusätzlichen Förderern – und bringt sichtbare Ergebnisse: spätestens dann, wenn die Kinder den Übertritt in eine Regelklasse oder höhere Schulform schaffen.
Die Castringius Stiftung beteiligt sich 2013 an den Kosten für den Mittagstisch und für Lernmittel mit einer Summe von 28.000 Euro.
www.clean-projekt-neuhausen.de
Social Sense gemeinnützige GmbH
Gut, dass es die "Gaumen Freunde" gibt! Das gilt nicht nur für verfrorene Gäste, die sich auf eine köstliche Suppe in dem Sendlinger Café freuen, sondern auch für die Frauen, die die Gerichte zubereiten und verkaufen. Sie alle kommen aus schwierigen Lebenssituationen und suchen einen Weg zurück in die Arbeitswelt oder einen Ausbildungsplatz. "Gaumen Freunde" ist einer von drei Integrationsbetrieben des Beschäftigungsprojekts "Social Sense", das 2006 vom Sozialdienst katholischer Frauen e.V. München gegründet wurde für junge Frauen, die lernen wollen, ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu führen, aber aufgrund seelischer, sprachlicher oder sozialer Einschränkungen noch nicht bereit sind, (wieder) in den normalen Arbeitsmarkt einzusteigen. Die Tätigkeiten, die sie bei der Social Sense ausüben, reichen von einfachen Aufgaben wie Bügeln beim Wäscheservice "nicobella" über den Verkauf von Secondhand-Kindermode im Laden "kinderkram" bis zu Catering-Aufträgen und der Herstellung von kulinarischen Geschenkartikeln. Manche der Frauen bleiben nur einige Monate, andere durchlaufen eine dreijährige Ausbildung, bei der sie in allen Betrieben mitarbeiten. Egal, wo sich die Frauen bei Social Sense einbringen: Das Bewusstsein, "Du bist wer, Du kannst was", wird ihnen nachhaltig vermittelt. Dafür sorgen Geschäftsführerin Dr. Karin E. Müller, ihre Ausbilderinnen/Ausbilder und Betreuerinnen/Betreuer, aber auch ein starker Beirat, der ausschließlich mit Frauen besetzt ist. Social Sense wird von vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern unterstützt, doch immer wieder kommen unerwartete Ausgaben auf den Verein zu, für die neue Spenden benötigt werden.
Die Castringius Stiftung unterstützt Social Sense 2013 mit Fördermitteln in Höhe von 5.000 Euro.
www.social-sense.de
Kurz berichtet
Der Karl Kübel Preis würdigt Organisationen, die sich in herausragender Weise für die Inklusion von Familien mit jungen Kindern engagieren. Zu den drei Preisträgern zählt dieses Jahr der Münchner Verein Refugio, der für sein Programm "Eltern aktiv" als 1. Preisträger ausgezeichnet wurde. Wir gratulieren!
www.karlkuebelpreis.de
Der Verein Kinder lesen und schreiben für Kinder bietet beim Münchner Klimaherbst 2013 einen Schreibwettbewerb zum Thema Mobilität an. Am 18. November 2013 werden die Gewinner im Münchner Rathaus feierlich ausgezeichnet.
Von 16:30–18:00 Uhr Feierliche Preisverleihung, Großer Sitzungssaal im Münchner Rathaus, Marienplatz 8, U-Bahn/ S-Bahn Marienplatz
http://www.klimaherbst.de/
"Oans, zwoa, gnetzwerkt!", 28. September 2013. Drei Stiftungen, ein Ziel: Netzwerken, wo es am schönsten ist. Auf die "oide Wiesn" luden die Stury Stiftung, die Stiftung Otto Eckart und die Castringius Stiftung zum zünftigen Austausch. Endlich ohne Agenda von den eigentlichen Themen zu den persönlichen kommen. Die Mission "Slow-Dating" an drei Tischen war dank feinster Spetzereien und kühlem Bier aus dem Tonkrug ein voller Erfolg.
TERMINE, TERMINE
9. Oktober 2013, 14:00–16:00 Uhr: Initiatorentreffen von SoNet
OTEC Haus, Grafinger Straße 2, München
Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
17. Oktober 2013: Kongress Kinder.Stiften.Zukunft. München wird inklusiv!
Kardinal-Faulhaber-Straße 1, 80331 München, S-/U-Bahnhaltestelle Odeonsplatz, Eingang Pranner Straße, 8:30–17:00 Uhr, Eintritt 50 Euro/Person (inkl. Verpflegung)
Anmeldung unter www.kinderstiftenzukunft-muenchen.de