Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Freunde der Stiftung!
John Hattie ist Professor in Melbourne und Bildungsforscher. In langjähriger Kleinarbeit sichtete er sämtliche englischsprachigen Studien zum Thema Lernerfolg – egal, mit welchen Aspekten des Lernens sie sich befassten.
Er wollte nichts weniger als die wichtigste Frage der Bildungsforschung beantworten: Was ist guter Unterricht? Seine Quintessenz aus rund 15 Jahren Fleißarbeit: Ohne Respekt und Wertschätzung, Fürsorge und Vertrauen könne Unterricht nicht gelingen und die alles entscheidende Größe sei wohl die Person, die das Wissen vermittle: die Lehrerin, der Lehrer.
Seine Erkenntnisse stehen im fast schon krassen Gegensatz zur Selbsteinschätzung der Lehrerinnen und Lehrer. Bei einer Befragung des Allensbach-Instituts 2012 waren sich 48 Prozent sicher, sie hätten wenig bis gar keinen Einfl uss auf ihre Schülerinnen und Schüler und nur acht Prozent maßen ihrer Person große Bedeutung zu.
Bildung braucht Bindung
In diesem Newsletter stellen wir Ihnen drei Förderprojekte für Grundschüler vor, die sich in der Schule schwertun; eine der Ursachen dafür ist ihr sozio-kultureller Hintergrund.
Was meinen Sie, wie die Antworten der Pädagogen dort ausfallen würden? Oder die der ehrenamtlichen Helfer? Wir sind uns sicher: ganz anders!
Denn egal, ob Haupt- oder Ehrenamtliche, sie lassen sich auf Bindungen und Beziehungen zu den Kindern ein. Sie erachten das als selbstverständlich, weil man nur dann wirklich gut miteinander arbeiten kann, wenn man eine gute Beziehung zueinander hat und respektvoll miteinander umgeht.
Der Unterricht kommt an!
Und hier schließt sich der Kreis zu John Hattie. Denn dies ist wohl einer der Gründe, warum die Kinder von diesen Förderprojekten so nachhaltig profi tieren. Warum sich ihre Noten und ihr Lernverhalten verbessern, aber auch ihr Sozialverhalten, ihre Ausdauer und ihre Lernfreude. Und letztendlich ihre Lebensperspektiven.
Denn an den Schulen entscheidet sich die Zukunft der Kinder, hier wird die Basis für ihren späteren Werdegang gelegt. Wer etwa nur schlecht lesen und rechnen kann, der hat nicht nur wenig bis keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, auch die Auswirkungen auf den ganz normalen Alltag sind enorm.
Darum belassen wir von der Castringius Kinder & Jugend Stiftung München es nicht dabei, ausgewählte Projekte zu fördern, sondern engagieren uns auch in und für Netzwerke wie SoNet – Soziales Netzwerk München und das Bildungsnetzwerk BiNet, bei München sozial oder der Geberkonferenz für Flüchtlinge. Soziale Gerechtigkeit und vermehrte Bildungschancen brauchen das Zusammenwirken unterschiedlichster gesellschaftlicher Akteure.
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns gemeinsam zu engagieren.
Mit besten Grüßen,
Christa Castringius & Frank Enzmann
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fördern.
Hausaufgabenbetreuung (1)
Seit Eröffnung der Münchner Arche im September 2016 steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die die Einrichtung besuchen, kontinuierlich; sie knüpfen dort Freundschaften und freuen sich über das vielfältige Freizeitprogramm. Genauso gefragt sind aber auch die Angebote zur sprachlichen und schulischen Förderung für Grundschüler, eines davon ist die Hausaufgabenbetreuung. Sie ist von Montag bis Freitag von 13.00 bis 17.30 Uhr geöffnet; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Kinder erledigen dort ihre Hausaufgaben soweit möglich selbstständig, doch wo immer sie Hilfe brauchen, werden sie von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin sowie von ehrenamtlichen Helfern tatkräftig unterstützt; sie beantworten Fragen oder geben Hilfestellung, verteilen Lob und motivieren, wenn das Weitermachen schwer fällt und die Konzentration nachlässt. Darüber hinaus suchen und halten die Betreuer auch den Kontakt mit den Eltern und der Schule, um die Kinder noch besser und individueller fördern zu können.
So werden die Noten besser und so manches Arche-Kind kann von der Förder- auf die Regelschule wechseln, anderen gelingt der Übertritt auf die Realschule oder das Gymnasium.
Ein Ergebnis können die Kinder ganz unmittelbar genießen: Da sie ihre Hausaufgaben immer zügiger erledigen, bleibt ihnen mehr Zeit für die nachmittäglichen Freizeitangebote. Vielleicht einer der Gründe, warum die Eltern vielfach ihre Kinder lieber in der Arche sehen als in einer schulischen Mittagsbetreuung – oder die Kinder so gerne hingehen.
Die Stunden der hauptamtlichen Betreuerin wurden wegen der steigenden Teilnehmerzahlen bereits auf 30 Stunden aufgestockt und der Arche ist es ein großes Anliegen, die Hausaufgabenbetreuung weiterhin in diesem Umfang anbieten zu können. Auch die Castringius Stiftung beteiligt sich seit mehreren Jahren an der Finanzierung dieser Personalkosten.
Hausaufgabenbetreuung (2)
Im Münchner Stadtteil Fürstenried unterstützt der Verein Evangelischer Sozialdienst, der Diakonieverein der Andreaskirche, die Grundschule an der Walliser Straße mit einer verlässlichen und gern genutzten Nachmittagsbetreuung. Sie umfasst sowohl Hausaufgabenhilfe als auch ausreichend Zeit zum Spielen.
An dieser Schule liegt der Anteil an Kindern, die aus bildungsfernen Elternhäusern kommen und/oder aus Migrantenfamilien, bei rund 70 Prozent, aber nur rund die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler kann im gebundenen Ganztag unterrichtet werden. Daher sind zahlreiche Kinder auf eine außerschulische Förderung angewiesen, wenn sie das Klassenziel oder den Übertritt an eine weiterführende Schule schaffen wollen. Wie überall ist der Unterstützungsbedarf der Kinder sehr breit gefächert. Während die einen nur Hilfe brauchen, die Aufgabe an sich zu meistern, scheitern andere bereits an sprachlichen Hürden.
Der Verein möchte daher die Hausausgabenbetreuung und besonders die Deutschförderung ausbauen und dafür weitere sogenannte Lesehelfer einbinden. Die Castringius Stiftung beteiligt sich an deren Finanzierung und hat ihre Absicht bekundet, dieses Projekt auch in den Folgejahren zu begleiten.
Eine Note besser!
Wie bereits berichtet, ist „Eine Note besser!“ für unsere Stiftung etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal haben wir ein Projekt selbst angeregt und mit Partnern gemeinsam entwickelt. Entstanden ist ein Förderprogramm, das Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt und ihnen hilft, ihre Potenziale zu entdecken und auszuschöpfen sowie die Lehrplanziele zu erreichen.
Unser Partner, die Stiftung Gesellschaft macht Schule, hat „Eine Note besser!“ nicht nur federführend mitentwickelt, sondern zeichnet auch für dessen Umsetzung verantwortlich. Mit der Grundschule an der Weißenseestraße hat sie einen hervorragenden Partner für die Praxiserprobung: Die Zusammenarbeit sowohl mit der Schulleitung als auch mit dem Lehrkräfteteam ist geprägt von einer außergewöhnlichen Austauschfreude, von Offenheit und Wertschätzung. Beste Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Arbeit!
Die ausgewählte Klasse spiegelt die breite Palette an mehr oder minder ausgeprägten Fähigkeiten und Kompetenzen wider, mit der eine Lehrkraft zu Beginn eines Schuljahres konfrontiert ist. Die Kinder kommen aus 14 verschiedenen Nationen und während etliche Kinder schon fast fließend lesen, haben andere noch Probleme, Deutsch zu verstehen und zu sprechen.
Es war daher eine richtige Entscheidung, kein fertiges Konzept zu entwickeln, das der Klasse bildlich „übergestülpt“ wird, sondern ein Basiskonzept, dessen Feintuning in den ersten Wochen in enger Abstimmung mit den Lehrkräften und den beteiligten Projektpartnern auf entsprechenden Bedarf der Kinder hin in der Modellklasse erfolgte. Diese Phase ist abgeschlossen und ein stimmiger Wochenplan entstanden, der den Kindern helfen soll, die Jahrgangsziele bestmöglich zu erreichen und zugleich ihre sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Um die Wirkung dieses Förderprogrammes zu messen, wurde ein Plan erarbeitet, der die ganzheitliche Entwicklung eines jeden Kindes der Klasse dokumentiert. Er wurde in enger Abstimmung mit der Klassenleitung und in Anlehnung an den Lehrplan bzw. an die Vorlagen für die Zwischenbeurteilung der Kinder entwickelt.
www.gesellschaft-macht-schule.de
www.gsweiss.musin.de
vermitteln.
Austauschtreffen mit dem Jugendamt
2015 konnten zwei Treffen zwischen Vertretern von Stiftungen und eines Serviceclubs mit Vertretern des Jugendamtes organisiert werden. Sie dienten dem Austausch von Informationen über die aktuelle Situation in München und die jeweilige Arbeit sowie dem Aufzeigen dessen, wo aus Sicht des Jugendamtes Unterstützungsbedarf besteht, der von der Behörde aber nicht geleistet werden kann. Derzeit wird geklärt, wie diese Bedarfe an Förderstiftungen weitergeleitet werden können.
2016 wird dieser Dialog im Rahmen des Projektteams Flüchtlinge im BiNet – Bildungsnetzwerk München fortgesetzt.
vernetzen.
Kinder.Stiften.Zukunft. München 2015
Der Kongress Ende Oktober stand unter dem Motto „Kommunikation – Interaktion – Vernetzung“. Rund 180 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, Workshops zu besuchen, Vorträge zu hören sowie sich auszutauschen und zu vernetzen.
Zum fünfjährigen Jubiläum schlüpfte Wolfram Kons, Moderator des RTL Morgenmagazins und im Vorstand der RTL Stiftung, in eine neue Rolle: In seinem kurzweiligen Vortrag „Wir helfen Kindern – Welche Kommunikationsmuskeln sind für einen erfolgreichen Spendenmarathon zu trainieren?“ ermöglichte er den Teilnehmern einen spannenden Einblick hinter die Kulissen des Spendenmarathons und die ganzjährigen Aktivitäten rund um diesen jährlichen Fundraising-Höhepunkt. Eine seiner zentralen Aussagen: Die Kernbotschaft muss ständig wiederholt werden – so lange, bis sie tatsächlich jeder kennt.
Ein weiterer Höhepunkt war der Abschlussvortrag von Andreas Schiemenz, renommierter Experte für Philanthropie, Stiftungen und gemeinnützige Organisationen. Er ermunterte alle Fundraiser, auf Menschen zuzugehen, von ihren Projekten zu erzählen und sie aktiv fürs Spenden an ihre Organisation zu begeistern. Ohne Emotionen laufe nichts, und ebenso notwendig seien Ehrlichkeit und Transparenz.
www.kinderstiftenzukunft-muenchen.de
Geberkonferenz für Flüchtlinge
Die erste Veranstaltung dieser Art in München war ein voller Erfolg. Auf das Spendenkonto wurden 32.000 Euro eingezahlt; von anderen Gästen wissen wir, dass sie Anregungen und Kontakte dieses Abends weiterverfolgt haben.
Ein Zitat aus dem Gästebuch macht deutlich, dass es an diesem Abend aber um wesentlich mehr als nur um finanzielle Unterstützung ging: „Es war eine Begegnung von Menschen, die an vielen gesellschaftlichen Stellen Verantwortung tragen und diese auch für die ganze Gesellschaft wahrnehmen möchten. Denn es ist eine Tatsache: Menschen fi nden bei uns Zuflucht und wollen in unsere Gesellschaft integriert werden. Die Geberkonferenz war deshalb ein wichtiger Schritt, das Thema Flüchtlinge auf die Agenda zu setzen. Das ist Lobbying in unserer Stadtgesellschaft, die wirkt!“
www.geberkonferenz-muenchen.de
BiNet – Bildungsnetzwerk München
Das Projektteam Flüchtlinge konzentriert sich aktuell darauf, eine Übersicht über die Projekte der Mitglieder zu erstellen, Verbindungen zu knüpfen sowie Kontakte und Projekte zu vermitteln. Dazu gehört auch die Unterstützung eines geplanten Barcamps für in der Flüchtlingshilfe Engagierte, das voraussichtlich Ende April 2016 stattfi nden wird.
Ein erstes konkretes Thema des Projektteams Schule – Vielfalt – Heterogenität ist die bestmögliche Integration von Flüchtlingen in die jeweiligen Schulklassen. Dazu fanden erste Gespräche mit dem Bayerischen Kultusministerium und weiteren mit dem Thema vertrauten und erfahrenen Organisationen statt. Auf Basis dieser Gespräche werden derzeit die weiteren Arbeitsschritte geplant.
SoNet – Soziales Netzwerk München
SoNet war von Anfang an als Dachverband für Stiftungen und gemeinnützige Organisationen geplant. Dieser Prozess wird in Kürze abgeschlossen sein. Die natürlichen Personen, die den Verein gegründet haben, treten aus und Stiftungen und Nonprofit-Organisationen treten an ihre Stelle. BiNet fi ndet als Abteilung unter dem Dach von SoNet eine organisatorische Basis.
Darüber hinaus ist SoNet bereits an vielen innovativen Formaten beteiligt wie etwa der Geberkonferenz oder der Online- Plattform „Willkommen in München“.
Im nächsten Newsletter werden wir Sie ausführlich über diesen neuen Münchner Dachverband für Nonprofits informieren.
Termine
Expertencheck-Sprechstunden 2016
Folgende Termine sind geplant:
10.03.2016 / 09.06.2016 / 29.09.2016 / 24.11.2016
Teilnahme nur nach Anmeldung; die Einladung erfolgt per Email.
Wir nehmen Sie gerne in unseren Verteiler auf. Bitte informieren Sie uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Kinder- und Jugendfestival „JuKi – Da will ich hin!“
Sonntag, 16. Oktober 2016, 11:00–17:00 Uhr
Neues Werksviertel direkt am Münchner Ostbahnhof (ehemalies Pfanni-Gelände)
Das JuKi-Festival ist eine sehr gute Gelegenheit, Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien zu präsentieren, Freiwillige zu begeistern und mögliche Sponsoren zu gewinnen. Das neu entstehende Werksviertel mit seinen attraktiven In- und Outdoorfl ächen, neuen und renovierten Gebäuden bietet jede Menge Möglichkeiten für das Festival und lockt bestimmt auch viele Neugierige an.
Wenn Sie dabei sein wollen, wenden Sie sich bitte an: Martin Schütz, Stiftung Otto Eckart, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.